Alle Infos zum Campingurlaub mit dem Elektroauto
Nicht nur Elektroautos erleben in den letzten Jahren einen Aufschwung, auch das Verreisen mit dem Wohnwagen oder Camper-Van erfreut sich, nicht zuletzt seit Corona, großer Beliebtheit. Viele Fragen sich daher: Kann ich an mein E-Auto einen Wohnwagen hängen? Welche Auswirkungen hat dies auf die Reichweite? Wie kann ich an öffentlichen Ladestationen mit Anhänger laden? Und: Gibt es auch vollelektrische Caravans? Wir verraten dir in diesem Blog-Artikel, was du zum “Elektro-Camping” wissen solltest.
Kann man einen Wohnwagen an ein E-Auto hängen?
Das ist wohl die grundsätzliche Frage. Die Antwort: Ja! Sofern dein Elektroauto eine Anhängerkupplung besitzt und du weitere Aspekte im Auge behältst.
Tests des ADAC bescheinigen: Ein Elektroauto ist ein hervorragendes Zugfahrzeug. Ohne Motorvibrationen und Schaltrucken gestalten sich selbst Überholmanöver mit dem Wohnwagen als leichtfüßig und komfortabel. Beim Parken und Rangieren kann ein Elektroauto zudem sehr feinfühlig dosiert werden. Grundsätzlich steht dem Ankoppeln deines Caravans also nichts im Wege.
Die Zugkraft deines E-Autos ist entscheidend
Bevor du deinen Wohnwagen an dein Elektroauto hängst, solltest du unbedingt die Zugkraft deines E-Mobils kennen. Insbesondere größere E-Auto-Modelle bieten genügend Zugkraft, um ein Wohnmobil anzuhängen. Bei Kleinwagen, wie z.B. dem Nissan Leaf, Renault ZOE oder Opel Corsa electric, solltest du davon absehen, einen Wohnwagen zu ziehen.
Welche E-Auto-Modelle können ein Wohnmobil ziehen?
Um ein Wohnmobil anzuhängen, benötigst du ein E-PKW mit mindestens 750 kg gebremster Anhängelast (bei 12% Steigung). Das bieten schon einige Modelle, wie beispielsweise der BMW iX3, Fiat E-Doblò und Kia Niro EV.
Der Audi Q4 e-tron bietet je nach Ausführung eine Anhängelast von 1.000-1.800 kg und ist so auch bestens für den Betrieb mit einem Caravan geeignet.
- Hyundai Ioniq 6 Long Range 77,4 kWh (1.600 kg)
- Kia EV6 77,4 kWh (1.600 kg)
- Mercedes-Benz EQA 4matic (1.800 kg)
- Nissan Ariya e-4ORCE (1.500 kg)
- Opel Zafira-e Life (1.000 kg)
- Polestar 2 (1.500 kg)
- Renault Kangoo E-Tech (1.500 kg)
- Skoda Enya iV 80/80x/RS iV (1.000 - 1.200 kg)
- Tesla Model 3 (1.000 kg)
- Tesla Model S (1.600 kg)
Noch mehr Zugkraft bieten folgende Modelle:
- Volvo EX90 (2.200 kg)
- Tesla Model X (2.250 kg)
- Polestar 3 (2.200 kg)
- BMW i7 (2.000 kg)
- BMW iX (2.500 kg)
Wie du siehst, gibt es schon eine große Auswahl E-Autos, mit denen du deinen Wohn-Anhänger ziehen kannst.
Welche E-Camper gibt es 2023?
Möchtest du lieber ein vollelektrisches Wohnmobil haben, so gibt es hier auch bereits Möglichkeiten. Wir listen dir nachfolgend ein paar der aktuellen E-Campervan-Modelle auf:
- Citroen Spacetourer / Pössl E-Vanster: Camping-Bus Spezialist Pössl baut den E-Vanster auf Basis des Citroen Spacetourer. Mit einer Reichweite von ca. 360 km ist der E-Camper durchaus reisetauglich. Das Camping mit Aufstelldach ist hier minimalistisch gehalten, allerdings ist das Konzept bereits jetzt praxistauglich und solide. Mit 58.499 Euro Neupreis bewegt er sich auch im Rahmen von Camping-Bussen mit Verbrennungsmotor.
- Mercedes EQV: E-Campervan von Mercedes mit Aufstelldach und Camping-Set von Sortimo, bietet auch eine Reichweite von ca. 360 km (nach WLTP). EQV Ausbauten gibt es auch bereits im Angebot der Marken Aktivcamper, Reimo und Tonke. Eine eigene Mercedes-Camperversion gibt es noch nicht. Mit 71.388 Euro Basispreis liegt der EQV, wie von Mercedes gewohnt, preislich im Oberklassebereich.
- Nissan NV 200: Das Startup Lighstern und der Camping-Bus Spezialist Zooom haben das Modell NV 200 von Nissan für sich entdeckt. Der NV 200 hat eine Reichweite (nach NEFZ) von 275 km, ist aber bereits ab 42.605 Euro zu haben und somit als Camping-Einsteigermodell eine gute Lösung.
- Peugeot E-Rifter: Der Hersteller Vanderer baut den Peugeot E-Rifter zum Minicamper mit Hochdach aus. Mit einer Reichweite von 274 km kommt man hiermit auch schon recht weit. Ab 55.990 Euro ist der Peugeot E-Rifter zu haben.
- VW ID.Buzz: Neu auf dem Markt ist der elektrifizierte VW-Bulli ID.Buzz. Ab 2024 soll es eine ID.California-Version, direkt mit Camper-Ausbau, geben. Bis dahin wird der ID.Buzz mit dem Möbelmodul des Unternehmens Ququq zum E-Camper. Mit einer Reichweite von realistischen 450 km ist der ID.Buzz absolut reise- und langstreckentauglich. Mit einem Preis (inkl. Ququq-Ausbau) von 64.581 Euro aber auch nicht ganz günstig.
Wie wirkt sich ein Wohnmobil-Anhänger auf die Reichweite meines E-Autos aus?
Wir kennen es ja schon: Die Reichweite, die laut WLTP-Angaben zu deinem E-Auto-Modell angegeben ist, ist nicht realistisch. Im Durchschnitt liegt die realistische Reichweite ca. 15 % unter der WLTP-Angabe. Natürlich wissen wir auch, dass die Fahrweise, Geschwindigkeit sowie Umweltfaktoren, wie Temperatur, Steigung und Windstärke, die Reichweite beeinflussen.
So ist es auch logisch, dass das Ziehen eines Anhängers die Reichweite deines Elektroautos beeinflusst. Wie genau es sich auf dein Fahrzeug auswirkt, wirst du wohl selbst testen müssen. In der Regel kann man davon ausgehen, dass die realistische Reichweite mit einer Akkuladung beim Ziehen eines Wohnwagens um ca. 30-50% reduziert wird. Plane also regelmäßig Ladepausen ein.
Gut zu wissen: Camping-Spezialisten haben das Thema erkannt und arbeiten bereits an Lösungen, die die Auswirkungen auf die Reichweite reduzieren sollen. So kann beispielsweise mit der Fibre-Frame-Technologie das Gewicht des Anhängers deutlich reduziert werden - weniger Gewicht bedeutet auch: Weniger Verbrauch, mehr Reichweite. Begonnen hat die Firma Knaus mit dem Travelino, der auf dieser Technologie basierte. Travelino wurde zwar 2021 eingestellt, die Firma arbeitet aber mit dem Modell Deseo weiter an der Technologie.
Hersteller Dethleffs baut aktuell an einem Prototypen eines Caravans mit eigenem E-Antrieb. Dieser elektrisch angetriebene Anhänger wirkt als eine Art Range-Extender und entlastet somit das E-Auto. Realistisches Ziel ist dabei, die Reichweitenverluste komplett auszugleichen. Dass es möglich ist, hat Dethleffs bereits mit einer Alpenüberquerung eines Gespanns aus Audi e-tron und Dethleffs e.Home Coco bewiesen: Von Isny im Allgäu ging es nach Riva am Gardasee. Eine Strecke von 386 Kilometer - komplett ohne Ladestopp.
Wo kann ich mit meinem E-Camping-Gespann laden?
Laden mit Anhänger kann schon mal eine Herausforderung sein. Durch den erhöhten Verbrauch müssen nicht nur deutlich mehr Ladestopps eingeplant werden, das Rankommen an die Ladestation gestaltet sich zuweilen auch recht schwierig, denn an die Ladesäule fährt man meist rückwärts. Mit Anhänger stehst du aber in der Regel zu weit von der Ladestation weg, sodass das Kabel nicht reicht oder du durch die Gespannlänge im Weg stehst. Noch gibt es keine richtige Möglichkeit, Ladestationen zu finden, die Wohnwagen- oder Anhänger-freundlich sind. Im Zweifel heißt es hier leider: Wohnwagen abkoppeln, um das Auto zu laden. Bei diesem Aspekt gibt es definitiv noch Nachholbedarf.
Viele Betreiber von Ladestationen haben dieses Problem aber bereits erkannt und gehen es aktiv an:
- Fastned legt eigener Aussage nach einen Fokus darauf, in Ladeparks Lademöglichkeiten für ein Gespann zur Verfügung zu stellen. Beispielsweise bietet der Ladepark in Hilden bereits die Möglichkeit, mit dem Camper zu laden. Schaut man sich weitere Ladeparks des Anbieters an, so sieht man, dass die Ladesäulen häufig seitlich angefahren werden können und genügend Platz für ein Gespann haben.
- EnBW hat im März 2022 auf der A9 bei Petersberg einen Großladepark eröffnet, der auch die Möglichkeit bietet, mit Wohnwagen und Gespannen zu laden, ohne die Anhänger abkoppeln zu müssen.
- Auf der A3 bei Höchststadt Ost bietet ARAL einen Ladepark mit Ladeplätzen für Camper und Gespanne an.
Camping mit dem E-Auto: In diese europäischen Ländern lohnt sich die Reise
Europa bietet eine Vielzahl von Ländern, die für Camper besonders gut geeignet sind. Hier sind einige davon:
- Deutschland: Mit seiner ausgezeichneten Infrastruktur, gut ausgestatteten Campingplätzen und landschaftlich reizvollen Routen ist Deutschland ein beliebtes Ziel für Camper.
- Frankreich: Das Land ist bekannt für seine vielfältigen Landschaften und bietet zahlreiche Campingplätze entlang der Küste, in den Bergen und im ländlichen Raum.
- Spanien: Spanien bietet nicht nur sonniges Wetter, sondern auch eine große Anzahl an Campingplätzen mit verschiedenen Annehmlichkeiten.
- Italien: Mit seiner reichen Kultur, malerischen Küsten und spektakulären Landschaften zieht Italien viele Camper an.
- Norwegen: Norwegen beeindruckt mit seiner atemberaubenden Natur, einschließlich der majestätischen Fjorde, und bietet zahlreiche Campingmöglichkeiten.
In einigen Ländern Europas findest du eine besonders hohe Anzahl an Camping-Plätzen. Die Top 10 sind:
- Frankreich
- Deutschland
- Italien
- Spanien
- Niederlande
- Schweden
- Kroatien
- Norwegen
- Griechenland
- Vereinigtes Königreich
Wildcampen mit dem E-Camper: Wo geht’s?
Manchmal möchte man keinen Camping-Platz ansteuern - etwa, wenn man einen wunderschönen Platz gefunden hat, den man nicht verlassen möchte oder auch einfach mal dem Trubel entfliehen möchte. Doch, Vorsicht: Das sogenannte “Wildcampen” ist in einigen Ländern streng verboten und führt zu Geldbußen.
Wenn du mit deinem E-Campervan oder deinem Wohnwagen mal nicht auf Camping-Plätzen, sondern einfach an Ort und Stelle übernachten willst, kannst du dies in folgenden Ländern tun.
- Schweden: Das Jedermannsrecht erlaubt es, in der Natur zu campen, solange man die Umwelt respektiert und bestimmte Regeln beachtet.
- Norwegen: Ähnlich wie in Schweden gilt auch in Norwegen das Jedermannsrecht, das das Campen in der Natur erlaubt.
- Island: Auf Island ist Wildcampen erlaubt, solange man Rücksicht auf die Umwelt nimmt und sich an die Regeln hält.
- Schottland: Das "Right to Roam" ermöglicht das Campen in der Natur, vorausgesetzt, man respektiert die Umwelt und folgt den Richtlinien.
- Finnland: Das Jedermannsrecht erlaubt das Campen in der Natur, solange man sich an bestimmte Regeln hält.
Beim Campen außerhalb von Camping-Plätzen ist es wichtig, die geltenden Gesetze und Regeln des jeweiligen Landes zu beachten, um die Natur zu schützen und Konflikte zu vermeiden.
Fazit
Auch mit einem Gespann aus E-Auto und Wohnwagen oder deinem E-Camper kannst du problemlos in den Urlaub fahren. Ein bisschen Vorausplanung ist hierbei aber durchaus notwendig, denn durch die höhere Last verringert sich die Reichweite deines Fahrzeugs. Regelmäßige Ladepausen sollten daher eingeplant werden. Dabei solltest du dich schon einmal darauf einstellen, dass das Anfahren einer Ladestation mit Gespann herausfordernd sein kann. Das E-Camping steckt noch in den Kinderschuhen, doch sind wir zuversichtlich, dass es schon sehr bald Lösungen geben wird, die das elektrifizierte Camping um einiges komfortabler machen wird.
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